Heinz-Peter Schepp: Fotograf

Interessante Köpfe aus Humboldt-Gremberg

Auch in Humboldt/Gremberg gibt es interessante Köpfe, Menschen mit vielfältigen Begabungen und außergewöhnlichen Geschichten.  In einer lockeren Serie möchten wir an dieser Stelle Menschen aus Humboldt-Gremberg in Wort und Bild vorstellen, die außergewöhnlich sind, die besonderes tun oder ganz persönliche Erfahrungen haben, die sie mit anderen teilen möchten, aber bisher nicht wussten wie sie das machen sollen.

Kennen auch Sie solche Menschen aus Humboldt-Gremberg? – Dann lassen Sie es uns wissen! Das kann der Gemüsemann an der Ecke, der nette Nachbar der sich um andere kümmert oder auch jemand sein, über den es sich irgendwie zu berichten lohnt. Vielleicht aber sind sie es selbst, der anderen etwas zu erzählen hat.

Wir möchten zeigen, dass wir hier in unserem Veedel etwas Besonderes sind und uns nicht hinter anderen Kölner Stadtteilen verstecken müssen.

Der Fotograf Heinz-Peter Schepp:

portrait
Heinz-Peter Schepp, Photograf

Den Anfang macht der Fotograf Heinz-Peter Schepp, der seine Bilder zum Thema „Kilometerstein 686“ derzeit im Haus Taunus ausstellt:

Wir trafen den Fotografen Heinz Peter Schepp (HPS) im „Haus Taunus“ wo er zurzeit im Rahmen der Kalk-Kunst seine Fotoausstellung „Kilometerstein 686“ zeigt. Das Interview für die IG Humboldt-Gremberg führte Peter Peterlini (IG): 

IG: Was hat es mit dem Titel KM-Stein 686 auf sich?

HPS: Der Rheinkilometerstein 686 befindet sich auf den Poller Wiesen in gerader Linie zwischen Dom und Taunusstr., keine 3 Kilometer entfernt. 

IG: Wie bist Du auf die Idee gekommen, zu diesem Thema eine Fotoausstellung zu machen? 

HPS: Seit Januar wissen wir, dass die Taunusstr. unter einem negativen Aspekt durch die Medien beleuchtet wird. Ich hab mir gedacht, das sind eigentlich nur Momentaufnahmen und das reicht nicht. Und deshalb habe ich mir gedacht, ich möchte Menschen, die hier leben fotografieren, Portraits machen und die in Verbindung bringen mit dem Dom und dem Rhein. Weil diese zentrale Positionen haben.  Und jeder hier, egal welcher Nationalität oder Couleur Religion eine Verbindung zum Dom. Nicht unbedingt aus religiösen Gründen sondern zu dem Gebäude, zu dem Monument selbst. 

IG: Ich sehe hier in der Ausstellung ganz viele bekannte Gesichter aus Humboldt-Gremberg. War es eigentlich schwierig, Menschen zu finden, die sich für diese Ausstellung fotografieren lassen wollten? 

HPS: Am Anfang ja. Wenn man kein Beispiel hat, wenn man noch nie jemanden so fotografiert hat ist es am Anfang schwierig. Nach der Ausstellungseröffnug läuft das von ganz alleine. Es kommen immer mehr Menschen zu mir und möchten auf dem Stein fotografiert werden, weil sie eine Beziehung zu Humboldt-Gremberg haben. Da macht man dann einfach weiter.

IG: Es fällt auf, dass die meisten Deiner Bilder ins Schwarz/Weis gehalten sind. Ist das künstlerischer Ausdruck oder einfach nur eine Marotte? 

HPS: Schwarz/Weiß Fotografie ist eine Leidenschaft. Auf den Poller Wiesen hat man es farblich mit einem übertriebenen Grün, mit Blautönen und mit Braun. Das wirkt in der Fläche nicht. In einer Ausstellung mit viel Farbe würde das dann wie ein Aquarell wirken. Schwarz/Weiß ist eine bessere Methode. Das macht eine perspektivische  Objektführung möglich und ergibt ein schöneres Bouquet und man kann die Portraits besser herausstellen. 

IG: Diese Ausstellung ist sicherlich nicht der Endpunkt. Wie geht´s weiter?

HPS: Ich plane jetzt ein Projekt in Chile als konsequente Erweiterung eines Projekts in Santiago di Cuba. Die nächste Ausstellung wird dann also in Santiago die Chile stattfinden. . Man beachte das Wortspiel: Von Santiago die Cuba nach Santiago di Chile ist es insofern kein weiter Weg. Diese Ausstellung steht unter dem Titel „Connection“ und betrachtet die Verbindung von Mensch und Material. Ab und zu muss man aber auch in der Heimat bleiben, weil man da das größte Feedback hat. 

IG: Wie kommst Du eigentlich auf Cuba. Was verbindet dich mit diesem Land?

HPS: Cuba ist eigentlich schuld, dass ich noch fotografiere. Vor fünfzehn Jahren wollte ich eigentlich damit aufhören. Dann habe ich aber einen Individualurlaub in Cuba gemacht und dabei festgestellt, dass dort viele Veränderungen in politischer und kultureller Hinsicht gibt und dass das Bild, was wir uns hier über Cuba machen in vielerlei Hinsicht nicht richtig oder sogar falsch ist. street_003Außerdem sind die Kubaner sehr fotoaffin. Sobald man einen Fotoapparat auspackt, wollen die Kubaner fotografiert werden. Das hat mich zum Weitermachen inspiriert, habe mich weitergebildet mit dem Ziel, Ergebnisse zu erzielen, die den Menschen Spaß machen. 

IG: Wie bist zu überhaupt zum Fotografieren gekommen?

Am Anfang war es nur technisches Interesse an meiner damaligen FE2 von Nikon. Anfangs habe ich die Fotos nur technisch betrachtet. Innerhalb der letzten 10 Jahre hat sich das geändert. Jetzt lasse ich die Technik los und achte darauf, welches Bildmaterial ich kreiere. Außerdem bietet die heutige Computertechnik viele Möglichkeiten, Bilder kreativ neu zu gestalten. street_001

IG: Kannst Du dich noch an Dein erstes Foto erinnern, wo Du gesagt hast: Wow – das ist es? Da mach ich weiter! 

HPS: Das gibt´s nicht. Ich brauche vier gute Fotos, bevor ich abtrete. Es gibt kein „gutes Foto“. Es gibt immer nur Fotografie. Wenn man nach längerer Zeit wieder auf ein solch gutes Foto stößt, gibt es immer wieder kritische Ansätze dazu. Man ist nie zufrieden mit seinen Ergebnissen. Man muss immer daran arbeiten. Darum gibt es für mich kein erstes gutes Foto.  

IG: Mal was ganz anderes: Was hat dich eigentlich nach Humboldt-Gremberg verschlagen?

HPS: Ursprünglich komme ich aus Duisburg, danach hat es mich nach beruflich nach Siegburg-Braschoss und von dort nach Siegburg verschlagen. Dort habe ich schön am Wald gewohnt. Für immer nur Wald war ich aber irgendwie noch zu jung. Ich wollte dahin, wo was los ist. Die Innenstadt und Deutz waren zu teuer. Also bin ich in Humboldt in der Odenwaldstr. gelandet. Schon ein Jahr, nachdem ich hier wohnte haben mich Leute gegrüßt, ich habe Anschluss an unterschiedliche Nationalitäten gefunden. In der Vielfältigkeit liegt Spannung. Aber Spannung ist auch was Schönes, heißt aber auch Konflikte auszutragen. Es ist aber auch eine Erweiterung für den Kopf. Dieses Viertel hat ein irres Potential. Nirgendwo in Deutschland gibt es gefühlt so viele Ingenieure wie hier. Das ist sicherlich der FH in Deutz zu verdanken.  Gerade für junge Menschen ist das Viertel sehr attraktiv.  

IG: Angenommen, du würdest mit einem deiner Fotos den Pulitzerpreis gewinnen: Würdest Du in Humboldt/Gremberg bleiben oder würdest Du dich nach was Anderem umsehen?

HPS: Das würde nichts daran ändern, dass ich dieses Viertel liebgewonnen habe und auf jeden Fall hier bleiben wollte und würde.

IG: Wie siehst Du die Zukunft von Humboldt-Gremberg?street_005

Wir beobachten hier eine sehr starke Gentrifizierung. Auf der einen Seite die Alteingesessenen und auf der anderen Seite die neu Zugezogenen. Dies wird eine Veränderung des Stadtbildes bewirken und unumkehrbar sein, ähnlich wie wir es jetzt schon beispielsweise in Ehrenfeld beobachten können. Es ziehen auch immer mehr Leute hier hin, die Geld investieren und Wohnungen kaufen. Da müssen wir sehen wie sich das entwickeln wird. Das wird spannend werden.

Originalinterview Teil 1

Originalinterview Teil 2

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