Geschichte von Gremberg
Geschichte von Gremberg von 950 bis zum Ende des 2. Weltkriegs
Woher kommt der Name „Gremberg“? Seit wann gibt es Gremberg? Was hat Gremberg im Laufe seiner Geschichte alles erlebt? Pfarrer Anton Geisen, der von 1950 bis 1977 Pfarrrer in Gremberg war, hat die Gremberger Geschichte aufgeschrieben.
Pfarrer Geisen schreibt zum 50-jährigen Jubiläum der Gemeinde:
Das Gelände um Gremberg hat bekanntlich der Rhein geformt. Seit der Urzeit brach er — bis zu seiner Regulierung in den letzten Jahrhunderten — bei jedem stärkeren Hochwasser dicht hinter Westhoven durch, und zwar genau in Richtung auf Vingst zu. Hierbei schuf er eine ziemlich breite und heute noch im Gelände wahrnehmbare Rinne nebst mehreren Nebenrinnen, deren Bett meist vier Meter tiefer als die zur rechten Seite angrenzende Gremberger Höhe (50,8 m) lag. Zog der Rhein sich dann nach jeder Überschwemmung wieder zurück, so bildete sich diese breitmuldige Rinne, die sich übrigens mit einer nach rechts in Richtung auf Rath-Heumar führenden
Nebenrinne im Halbkreis um den Gremberg herumzog, einen nur stellenweise durchquerbaren sumpfigen und mit vielen Tümpeln und Weihern durchsetzen Bruch. Dieser wird uns als der sogenannte ,,Grevenbruch“ (Grafenbruch) mit dem ,,Grevenberg” schon vor 950 bezeugt; und daraus ergibt sich die ursprüngliche Bedeutung der Ortsbezeichnung ,,Gremberg“. Damals lag hier auf der Höhe ein im weiten Halbkreis wald- und sumpfumschlossener Hof, der einst wohl im fränkischen Königsbesitz gewesen und später an die Kölner Erzbischöfe gefallen sein mag. Jedenfalls verfügte Erzbisc
hof Heribert von Köln darüber, als er im Jahre 1003 die nachmals so berühmte Deutzer Abtei gründete und dieser den Zehnten mehrerer umliegender Gehöfte (wie Kalk, Vingst, Poll, Westhoven und Rolshoven und den halben Grevenbruch zu ihrem Unterhalt übereignete. Auch ,,Kalk“ bedeutet übrigens Kolk, also mooriges Land und somit ,,Matsche“. Ob diese berühmte Urkunde überhaupt jemals existiert hat oder ob sie erst später geschrieben und dann rückdatiert wurde, steht dahin. Sie ist jedenfalls erstmals aufgetaucht gegen Ende des 12. Jahrhunderts, als Vingst, die größte der genannten Gemeinden, sich weigerte, den Zehnten (das sind Steuern) zu bezahlen. Der Streit wurde durch eine päpstliche Bulle (einem Schreiben mit gesetzlichem Charakter entschieden: die Vingster wurden zur Zahlung des Zehnten verpflichtet. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
lndes sollte es noch lange nicht zu einer eigentlichen Gremberger Dorfbildung kommen. lm Jahre 1663 bestand Gremberg nach wie vor aus dem sehr einsam gelegenen abteilichen Hof und 20 Morgen zugehöriger Länderei, wozu dann noch ein Häuschen kam, in dem des Abtes Buchhalter wohnte. Für Stadtbewohner: 20 Morgen Ländereien sind 5 Hektar oder eine Fläche von 200 m mal 250 m. Rund herum lag Auwald, wie er heute noch an der Siegmündung und im Worringer Bruch bewundert werden kann; landwirtschaftlich nutzbar ist Auwald indes nicht. Mehr Wald als kultiviertes Land mag es damals hier gegeben haben; und das war noch regelrechter Urwald, versumpft und verstruppt, der schlecht passierbar war. Gerade der letzte Umstand war in Kriegszeiten ein guter Schutz für die Bewohner des Hofes. Trotzdem mag dieser im Dreißigjährigen Krieg genauso wie die benachbarten Dörfer Poll, Vingst und Westhoven viel von den durchziehenden räuberischen Rotten, den Landsknechten, zu leiden gehabt und mehr als einmal ausgeplündert und ver
wüstet worden sein. Genauso wie er des achtzehnten Jahrhunderts nochmals in Mitleidenschaft gezogen wurde, als die Revolutionstruppen in Deutschland eingedrungen waren und sich hier auf der Gremberger Höhe ein österreichischer General mit seinen Soldaten verschanzt hatte. Der ließ den damals noch recht stattlichen Gremberger Wald bis auf 50 Bäume abholzen, um freie Sicht zubekommen, und so ward aus diesem Wald das ,,Gremberger Wäldchen”, wie es genannt wurde.
Die Grenze zwischen Deutz und Vingst verlief durch Gremberg. Einer der Grenzsteine aus dem 18. Jahrhundert ist bei Erdarbeiten in Gremberg aufgetaucht; er stand von 1979 bis zum Abriss des Pfarrheims an der Kirche, seitdem ist er in einer Wandnische der Kirchenmauer von St. Marien in Gremberg zu bewundern.
Durch die Säkularisation im Jahre 1803 kam der Gremberger Hof nebst dem dazu gehörigen Wald in Privatbesitz, worin der Letztere bis zum Jahre 1900 verblieb. Dann wurde der im Jahr 1898 durch einen Tornado verwüstete Wald vom Fiskus erworben und der Oberförsterei Bensberg unterstellt. Sieben Jahre später kaufte ihn die Stadt Köln.
Für den ganzen Wald (320 Morgen) musste die Stadt Köln 400.000 Mark an Preußen zahlen. Gleichzeitig
gewährte sie einen Kredit von 28.150 Mark für den Bau eines neuen Forst- und Restaurationshauses. Dies war sinnvoll, denn schon seit dem 19. Jahrhundert war der Gremberger Wald ein beliebtes Naherholungsgebiet. Auch das Spazierwegenetz stammt aus dieser Zeit. Sogar der Bau einer Straßenbahnlinie war geplant gewesen. Sie sollte von Köln durch die Humboldtkolonie zum Gremberger Wäldchen führen, wurde aber nie realisiert. Beim U-Bahnbau hat man aber wohl noch immer davon geträumt, denn eine für den Abzweig nutzbare Stelle existiert, doch ist die Unterquerung der Eisenbahn zur Südbrücke – etwa gegenüber der Fachhochschule auch aus als statischen Gründen nicht möglich. – Das Forsthaus vom Anfang des 20igsten Jahrhunderts steht noch heute. Und dies war auch die Zeit, wo die Ortschaft Gremberg sich erst recht zu entwickeln begann.
Auf den Fluren Wimmersgrund, Schiffersburg und Hirnsacker dehnte sie sich in jüngster Zeit aus. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs besaß Gremberg rund 2400 Einwohner. Dann aber wurde es so schwer wie kein anderer Kölner Vorort von den Bomben getroffen. Nur sieben Häuser überstanden den Krieg, und lediglich 25 Familien waren hier bei Kriegsende noch registriert. So musste der Ort ganz von neuem beginnen und wächst nun schöner als je zuvor in seine Zukunft hinein. Ziele der starken Bombardierung waren natürlich die Eisenbahnlinie, auf der kriegswichtige Güter transportiert wurden, und die Industrieanlagen in Kalk, jenseits der Eisenbahn.
Text entnommen aus der Festschrift: „100 Jahre Katholische Kirchgengemeinde St. Marien in Köln – Gremberg“
Die ganze Festschrift haben wir für Sie hier als PDF hinterlegt.