Interview mit Monsignore Winfried Motter
Monsignore Winfried Motter im Gespräch mit der IG
Monsignore Winfried Motter wirkte nach seiner Priesterweihe ab 1973 als Kaplan an St. Engelbert in Köln-Humboldt, bevor er im Dezember 1976 das Amt des Stadtjugendseelsorgers in Köln übernahm. Sein weiterer Weg führte Ihn als Pfarrer der Gemeinden in Monheim und Mettmann in das Amt des Kreisdechanten für den Kreis Neuss. Außerdem war er Präses des Kolpingwerkes Köln, dessen Ehrenpräses er auch heute in seinem wohlverdienten (Un-) Ruhestand noch ist. Viele Humboldt/Gremberger sind von Ihm getauft, verheiratet und leider auch schon beerdigt worden. Den Kontakt zu Köln Humboldt/Gremberg hat er bis heute nicht verloren.
IG: Wenn Sie an Ihre Zeit in Humboldt-Gremberg zurückdenken: Was hat Ihnen diese Zeit für Ihren weiteren Weg als Seelsorger mitgegeben?
W.M.: Ein besonderes Geschenk war für mich die Erfahrung, dass es sich damals und
auch heute lohnt, Jugend anzusprechen, mit der Jugend die Freizeit zu gestalten
und Jugend in der Kirche eine Beheimatung zu geben.
IG: Sie waren von Anfang an eine Lokomotive der Jugendarbeit. In dieser Zeit erlebte die Jugendarbeit in Humboldt/Gremberg Ihre Blütezeit. Viele, heute bereits ältere Herrschaften denken gerne an die Jugendfreizeiten, insbesondere in Kalterherberg zurück. Werden Sie nicht manchmal wehmütig, wenn Sie daran zurückdenken?
W.M.: Die Prägung in der Jugendseelsorge von Humboldt und Gremberg hat sich tief in mir verwurzelt, das ist wie ein kostbarer Schatz, den ich bis heute auf meinem Lebensweg mitgenommen habe. Obwohl ich gerne der Zukunft zugewandt bin, beim Rückblick bin ich manchmal ein wenig wehmütig.
IG: Sie haben die Kontakte zu Ihrer ehemalige Wirkungsstätte immer aufrecht erhalten. Was empfinden Sie, wenn sie jetzt die Enkelkinder Ihrer damaligen Jugendlichen taufen? Denken Sie dann vielleicht: „Oh Mann, was bin ich alt geworden?“
W.M.: Es ist außergewöhnlich, dass meine Bindungen zu vielen aus Humboldt und Gremberg seit 43 Jahren tragfähig sind – wir treffen uns regelmäßig zum Wiedersehen.
Offensichtlich sind etliche aus dem Ehemaligen-Kreis älter geworden; ich freue
mich immer, wenn ich die Enkelkinder der damaligen Gruppenleiterinnen und
Gruppenleiter treffe – und sogar taufe. Für mich sage ich immer dankbar und erfrischend: Ich bleibe jung und dynamisch!!!
IG: Das Angebot für Jugendliche in unserem Stadtteil kann man heute eher als übersichtlich bezeichnen. Es gibt nur noch ein Jugendzentrum. Was können Kirche und Politik aus der damaligen Zeit lernen und besser machen?
W.M.: Ich halte es nach wie vor für ganz wichtig, unserer Jugend im Stadtteil und in der Kirche Beheimatung zu geben. Dazu gehört ein praktisches Raumangebot; außerdem lohnt es sich auch heute Jugendliche zu schulen und zu begleiten, damit sie selbst Verantwortung in der Jugendarbeit: etwa in Gruppen oder Vereinen übernehmen können. Für unsere Stadt, aber auch für die Kirche gilt: Die Jugend ist unsere Zukunft!
IG: Vergleichen Sie mal unser Veedel, wie Sie es damals erlebt haben mit der Situation die Sie heute bei Ihren Besuchen vorfinden. Was fällt Ihnen auf?
W.M.: Deutlich sind für mich die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur, in der Arbeitswelt und im Leben der Pfarrgemeinde zu erkennen. Das darf aber nicht zu Resignation führen! Solche Veränderungen sehe ich als Ansporn und als Herausforderung an, mutig neues auszuprobieren und neue Wege zu gehen.
IG: Möchten Sie den alten und jungen Humboldt/Gremberger noch etwas ausrichten?
W.M.: In bester Erinnerung grüße ich alle in Humboldt und Gremberg. Ich freue mich besonders,wenn ich zu einem „Stadtteilfest“ möglichst bald einmal eingeladen werde! Vorsicht, dann komme ich mit bester Laune.
Das Interview mit Winfried Motter führte Peter Peterlini